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Weitere FAQ

Weitere häufige Fragen & Antworten

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) hat in Zusammenarbeit mit Bencard Allergie bereits in 2020 Online-Seminare für Patient*innen durchgeführt. Die Expert*innen gaben hilfreiche Informationen rund um das Thema Allergie und Allergietherapie und beantworteten die zahlreichen Fragen der teilnehmenden Patient*innen:

Wie unterscheiden sich die Symptome zwischen einer Allergie und einer Corona-Erkrankung?

Antwort Prof. Dr. Bergmann: „Bei Corona tritt häufig Fieber auf, bei Allergien hingegen nicht. Jucken wiederum ist immer ein Hinweis auf eine Allergie, denn Juckreiz tritt bei Corona nicht auf. Trockener Husten, also Husten ohne Auswurf, ist dagegen kein Unterscheidungsmerkmal. Dieser kann sowohl bei Allergien als auch bei Corona auftreten Symptom-Tabelle zu Allergien / Corona / Influenza / Erkältung.

Außerdem hatten Heuschnupfen-Patienten die gleichen Symptome vermutlich schon im vergangenen Frühling, als wir noch nicht von einer Corona-Infektion sprechen konnten. Hier kann die Erinnerung hilfreich sein: Wie war es denn im vergangenen Jahr?“

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Allergien?

Antwort PD Dr. Becker: „Wenn jemand eine Allergie wie Heuschnupfen (allergische Rhinitis) hat, dann kann diese heute gut behandelt werden. Zunächst ist wichtig, dass die Allergie durch einen Allergologen diagnostiziert wurde. Dann gibt es drei Möglichkeiten, wie man mit einer Allergie umgehen kann:

  1. Die Allergenkarenz. Das bedeutet, den Kontakt zum Allergen weitestgehend zu vermeiden.
  2. Die symptomatische Therapie, also die Behandlung der Symptome zum Beispiel durch den Einsatz von Nasensprays oder Augentropfen.
  3. Die allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Dieses Verfahren soll zu einer Verbesserung der Allergie führen. Gerade bei den Pollen spielt die Immuntherapie eine große Rolle, weil wir hier sehr gute Daten haben und auch das Ansprechen auf die Therapie bei den Pollen sehr gut ist.“

Hier finden Sie weitere Infos zur Hyposensibilisierung.

Macht es in der aktuellen Situation Sinn, mit einer Hyposensibilisierung zu beginnen?

Antwort Dr. Sperl: „Bei einem ansonsten gesunden Menschen spricht nichts dagegen, auch in Zeiten der Corona-Pandemie eine Hyposensibilisierung zu beginnen. Zur Behandlung einer Pollenallergie gibt es Präparate, die während der relevanten Pollensaison begonnen werden können. In den meisten Fällen wird die Behandlung allerdings erst nach dem Ende der Pollensaison eingeleitet, weil die Therapie dann besser vertragen wird.

Die Entscheidung über den Zeitpunkt des Behandlungsbeginns kann auch davon abhängen, wogegen jemand allergisch ist: wenn z.B. eine potentiell lebensbedrohliche Wespengiftallergie besteht, muss die Gefährdung des betroffenen Patienten durch einen zufälligen Wespenstich abgewogen werden gegen eine kontrollierte Verabreichung eines Wespengift-Extrakts unter ärztlicher Beobachtung, mit dem Ziel der raschen Entwicklung einer Immuntoleranz gegenüber Wespengift.

Die individuelle Behandlung sollte im Idealfall gemeinsam mit einem Allergologen geplant werden. Hierzu zählen in der Regel spezialisierte HNO-Ärzte, Hautärzte, Lungen- und Kinderärzte.“

Gibt es auch Hyposensibilisierungen, die nicht das ganze Jahr über dauern?

Antwort PD Dr. Becker: „Es gibt Präparate, die man präsaisonal einnehmen kann. Bei manchen sind es nur vier Spritzen, die vor der Saison gegeben werden. Diese Präparate erzielen auch sehr gute Effekte. Bei den Spritzen ist eine kürzere Behandlungsdauer nachvollziehbar: Wir haben heute alle wenig Zeit: Umso weniger Spritzen, desto besser.

Bei der sublingualen Therapie gibt es auch prä- und cosaisonale Therapien, zumindest für Tropfen. Normalerweise wird die sublinguale Therapie mit Tabletten oder Tropfen in den allermeisten Fällen das ganze Jahr über täglich eingenommen.“

Ein Patient ist auf Birken- und Gräserpollen gleichzeitig allergisch: Kann eine Hyposensibilisierung gleichzeitig gegen beide Allergen-Gruppen durchgeführt werden?

Antwort: Dr. Sperl: „Ja, die simultane Hyposensibilisierung einer Birken- und Gräserpollenallergie ist möglich und wird regelmäßig durchgeführt. Viele Patienten in unserer Praxis erhalten mehrere Hyposensibilisierungspräparate gleichzeitig. Die Verträglichkeit einer simultanen Hyposensibilisierung ist nach meiner Erfahrung allgemein sehr gut.“

Dürfen Patienten eine Hyposensibilisierung weiter durchführen?

Antwort Prof. Dr. Bergmann: „Patienten, die eine allergenspezifische Immuntherapie mit Spritzen, Tropfen oder Tabletten durchführen, sollten diese Therapie unbedingt fortsetzen. Es gibt keinen Grund, mit der Therapie aufzuhören, denn durch die Immuntherapie besteht kein höheres Risiko, eine Corona-Infektion zu bekommen. Und es wäre schade, wenn ein Patient jetzt einfach fallen lässt, was er schon durch die Therapie erreicht hat, indem er jetzt damit aufhört.“

Wie kann man die Therapietreue, also die Adhärenz verbessern?

Antwort PD Dr. Becker: „Ein vorzeitiger Abbruch der Therapie ist für den Patienten nicht gut, weil er dann schlecht behandelt ist. Therapieabbrüche sind auch ein hoher Kostenfaktor für das Gesundheitssystem. Neue Lösungsansätze für die Therapieadhärenz sind beispielweise digitale Tools. Es gibt mehrere Pollen-Apps im Internet wie beispielsweise die App von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Kooperation mit Bencard Allergie. Das sind netzbasierte Allergie-Tagebücher. Patienten können hier ihre Symptome eintragen, welche Medikamente sie verwenden und wie viele Medikamente sie benötigen. Sie können sich damit auch über den aktuellen Pollenflug in ihrer Region informieren.

Mithilfe von Pollen-Apps kann man über einen längeren Zeitraum sehen, wie sich die Symptome im Verhältnis zum Pollenflug entwickeln. Das sollte dann nach der Saison mit dem Allergologen besprochen werden. Die Patienten können einfach ihr Telefon zum Allergologen mitnehmen und ihm die App-Eintragungen direkt zeigen. Das bietet die Möglichkeit, die Therapie viel individueller auf die Bedürfnisse zuzuschneiden.“

Dürfen Allergiker und Asthmatiker aktuell kortisonhaltige Nasensprays weiter nehmen?

Antwort Dr. Sperl: „Ja! Auch und insbesondere vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie dürfen und sollen Allergiker weiterhin kortisonhaltige Nasensprays anwenden. Es gab widersprüchliche Aussagen, die allerdings auf einem Übersetzungsfehler aus dem Englischen beruhten.

Mittlerweile existiert hierzu eine klare Stellungnahme des AeDA (Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V.), laut der die Verwendung kortisonhaltiger Nasensprays ausdrücklich befürwortet wird, um eine chronische Entzündung der Atemwegsschleimhaut und damit höhere Empfänglichkeit für Atemwegsinfekte zu vermeiden. Ein Allergiker mit oder ohne Asthma, der mit der ihm verordneten Medikation gut eingestellt ist, hat kein höheres Risiko für schwerere Krankheitsverläufe von COVID-19.“

Wie soll sich ein Schüler mit Heuschnupfen zum Schutz gegen Corona verhalten, wenn die Schule wieder beginnt?

Antwort Prof. Dr. Bergmann: „Wenn die Schulen wieder aufmachen, dann soll der Schüler sich wie in den letzten Wochen verhalten, also Abstand halten und Händehygiene beachten. Vielleicht wird man auch einen Nasen-/Mundschutz erbitten für alle Kinder, die wieder zur Schule gehen. Aber sonst gibt es keine besonderen Maßnahmen, die ein Schüler mit Heuschnupfen beachten müsste.“

Expertenteam

PD Dr. med. Sven Becker, Facharzt für HNO-Heilkunde und Allergologie am Universitätsklinikum Tübingen

Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, Vorsitzender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst

Dr. med. Annette Sperl, HNO-Ärztin und Allergologin vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden

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