Nur eine Hyposensibilisierung hilft Allergiker*innen dauerhaft
Die allergenspezifische Immuntherapie, auch als Hyposensibilisierung oder als Desensibilisierung bekannt, ist die einzige Behandlungsmethode, die zu einer lang anhaltenden Besserung einer Allergie bis hin zur kompletten Beschwerdefreiheit führen kann. Die allergenspezifische Immuntherapie (kurz AIT), von der Weltgesundheitsorganisation WHO auch als Allergie-Impfung2 bezeichnet, kann durch Hemmung bzw. Anregung verschiedener Teile des Immunsystems das überempfindliche Immunsystem von Menschen mit Allergie wieder ins Gleichgewicht bringen; das Immunsystem wird durch die Behandlung an die Allergene gewöhnt. Dank dieser Regulierung ist das Immunsystem weniger sensibel (hyposensibilisiert) und reagiert mit weniger oder keinen Symptomen bei Kontakt mit den zuvor allergieauslösenden Stoffen.
Von einer allergenspezifischen Immuntherapie können viele Allergie-Patient*innen profitieren. Pollenallergien, Hausstaubmilbenallergien, Insektengiftallergien, Schimmelpilzallergien und Katzenhaarallergien können beispielsweise damit behandelt werden. Die AIT bietet sich generell für Patient*innen mit Allergien vom Soforttyp an, insbesondere dann, wenn der Allergen-Kontakt nicht vermieden werden kann. So ist eine Allergiebehandlung für Kinder und Erwachsene, die unter einer Pollenallergie oder Milbenallergie leiden, meist sinnvoll. Bei Insektengiftallergiker*innen ist eine AIT aufgrund des hohen Gefährdungspotenzials dringend empfohlen.
In klinischen Studien wurde gezeigt, dass die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) die Beschwerden von Pollenallergiker*innen, Milbenallergiker*innen und Schimmelpilzallergiker*innen merkbar lindert, zu besserer Lebensqualität beiträgt und zugleich den Bedarf an zusätzlichen Medikamenten senkt1. Bei den Insektengiftallergiker*innen können sogar bis zu 95% der durch Wespengift und bis zu 85% der durch Bienengift verursachten Allergien mit einer AIT erfolgreich behandelt werden1. Je früher mit der allergenspezifischen Immuntherapie begonnen wird, desto größer sind die Chancen auf den Behandlungserfolg. Aber auch Patient*innen mit längerem Allergie-Leiden gewinnen durch die Hyposensibilisierung an Lebensqualität.
Wie funktioniert eine allergenspezifische Immuntherapie?
Basis für die allergenspezifische Immuntherapie ist die von der Facharztpraxis gesicherte Allergie-Diagnose. Denn nur wenn feststeht, gegen welche Allergene die/der Patient*in allergisch reagiert, kann mit Erfolg hyposensibilisiert werden.
Eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) erfolgt in mehreren Schritten. Es stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die sich in ihrer Darreichung und Häufigkeit der Verabreichung unterscheiden. Der Allergen-Extrakt wird entweder per Injektion unter die Haut gespritzt (subkutane Immuntherapie, SCIT) oder als Tropfen, Tablette bzw. Spray unter die Zunge (sublinguale Immuntherapie, SLIT) gegeben. Anfänglich steigert die Fachärztin/der Facharzt die Dosierung bei jeder Gabe bis hin zu einer individuellen Höchstdosis, dann folgt mit dieser Dosis eine Fortsetzungs- bzw. Erhaltungstherapie.
Um einen optimalen Therapieerfolg zu erhalten, sollte die Behandlung laut Leitlinien-Empfehlung konsequent über mindestens drei Jahre durchgeführt werden. Erste Behandlungserfolge zeigen sich dabei oft auch schon während der laufenden Therapie. Langfristig profitieren Patient*innen von verbesserter Lebensqualität, schwächeren Symptomen und deutlich weniger Bedarf für zusätzliche symptomatische Medikamente1. Durch gute Therapieplanung oder Auswahl passender Präparate können die Termine in der Arztpraxis für die SCIT überschaubar gehalten werden; die SLIT kann sogar ohne regelmäßige Arztbesuche zu Hause durchgeführt werden.
Erfahren Sie hier mehr zur:
Allergietherapie in der Praxis
Ihr/e allergologisch-tätige/r Fachärztin/Facharzt wird Sie zu der für Sie passenden Allergietherapie und zum idealen Therapiestart ausführlich beraten. Die Kosten für die allergenspezifische Immuntherapie werden von den Krankenkassen übernommen – auch weil eine konsequente Allergiebehandlung das Risiko für die Entstehung von allergischem Asthma verringern kann und vor einer Ausweitung der Allergie auf weitere Allergene schützt (s. auch Allergiesymptome & mögliche Folgen).
Quellen:
- Leitlinie zur (allergen-)spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen, Allergo J Int 2014; 23: 282-319; http://www.dgaki.de/wp-content/uploads/2014/12/Leitlinie_SIT_Pfaar-dtsch_12-2014.pdf
- Weltgesundheitsorganisation (WHO); The Journal of Allergy and Clinical Immunology
www.who.int/respiratory/publications/allergy_prevention/en/
www.jacionline.org/article/S0091-6749(98)70271-4/fulltext
www.jacionline.org/article/S0091-6749(98)70271-4/pdf - www.allum.de
- Weißbuch „Allergie in Deutschland“, J. Ring, C. Bachert, C.-P. Bauer, W. Czech, Springer Medizin, 2010
Welche Allergietherapie für Sie?
Allergien ursächlich behandeln
Eine spezifische Immuntherapie ist die einzige kausale Allergietherapie. Frei verkäufliche antiallergische Medikamente wie Antihistaminika wirken nicht gegen die Allergie-Ursachen, sie lindern nur die akuten Symptome.
Früher Schutz vor Ausweitung
Studien1 zeigen, dass Kinder mit Heuschnupfen, die eine spezifische Immuntherapie (SIT) erhalten, später seltener ein Asthma entwickeln als Kinder ohne eine Allergietherapie.